was ist karate

Karate ist ein Kampfsport, dessen Ursprünge bis etwa zum Jahr 500 n. Chr. zurückreichen. Chinesische Mönche, die keine Waffen tragen durften, entwickelten aus gymnastischen Übungen im Laufe der Zeit eine spezielle Kampfkunst zur Selbstverteidigung. Diese Kampfkunst galt auch als Weg der Selbstfindung und Selbsterfahrung. Als Sport ist Karate relativ jung: Erst Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstand in Japan aus der traditionellen Kampfkunst ein Kampfsport mit eigenem Regelwerk.

Auch heute noch spiegelt sich im Karate-Do die fernöstliche Philosophie wider. Übersetzt bedeutet "Karate-Do" so viel wie "der Weg der leeren Hand". Im wörtlichen Sinne heißt das: Der Karateka (Karatekämpfer) ist waffenlos, seine Hand ist leer. Das "Kara" (leer) ist aber auch ein ethischer Anspruch. Danach soll der Karateka sein Inneres von negativen Gedanken und Gefühlen befreien, um bei allem, was ihm begegnet, angemessen handeln zu können.

Im Training und im Wettkampf wird dieser hohe ethische Anspruch konkret: Nicht Sieg oder Niederlage sind das eigentliche Ziel, sondern die Entwicklung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit durch Selbstbeherrschung und äußerste Konzentration. Die Achtung vor dem Gegner steht an oberster Stelle.

  Gründer des Shotokan-Karate

Gichin Funakoshi (* 1868; † 1957) ist der Begründer des modernen Karate-Do. Aufgewachsen in Okinawa, gründete er das heute bekannte Karate im Shotokan-Stil und brachte die bis dahin im Geheimen trainierte Kampfkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Öffentlichkeit. Dabei betrachtete er Karate nicht nur als Selbstverteidigungsmittel, sondern vielmehr auch als Werkzeug, um Körper und Charakter zu vervoll-kommenen. Nach seinem Tod entstanden zahlreiche Splitterorganisationen, die sich darauf berufen, den wahren Geist von Funakoshis Karate-Do verstanden zu haben, und von der JKA (Japan Karate Association) lossagten, um gegen deren "Versportlichung" oder Ähnliches zu protestieren.

Fakt ist aber, das Funakoshi selbst einen einheitlichen Karatestil wünschte. Obwohl er nach eigenen Aussagen in der Kindheit eher klein und kränklich war, fing er im Jugendalter unter Meister Yasutsune Azato an, Okinawa Karate zu erlernen. Obwohl er sich entschloss, Karate zu seinem Lebensweg zu machen, blieb Funakoshi beruflich fast immer Hauptschullehrer. Zuerst verbreitete er Karate auf Okinawa, wo er es dann auch schaffte, Karate in den Sportunterricht an der Schule zu integrieren.

Später brachte er Karate nach Japan. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er in Tokio als Hausmeister, Karatelehrer, Gärtner und Putzmann. Erst nachdem er es geschafft hatte, Karate in Japan bekannter zu machen, konnte er sich von seiner Tätigkeit als Karatelehrer ernähren.

Der Stil wurde nach seinem Künstlernamen "Shoto", unter dem er Gedichte schrieb, und seinem ersten richtigem Dojo Shotokan (Kan = Halle) benannt. Zeit seines Lebens folgte Funakoshi einem strengen Ehrenkodex. So lehnte er es zum Beispiel ab, "schmutzige" Worte wie Socke oder Toilettenpapier zu benutzen. Auch war Funakoshi ein sehr friedfertiger Mann, der versuchte, den Kampf wann immer möglich zu vermeiden. So gab er zum Beispiel einmal Dieben den Kuchen, den er als Opfergabe für seine Ahnen vorgesehen hatte, nur um den Konflikt mit den beiden ihm wahrscheinlich unterlegenen Männer zu vermeiden.

Kihon

Im Kihon (Grundschule) werden sämtliche Karatetechniken erlernt, die als Basis für das weitere Karatestudium dienen. Man lernt seinen Körper entsprechend den Prinzipien des traditionellen Karate in allen Richtungen und mit maximaler Effektivität zu bewegen.

Die grundlegenden Techniken der Abwehr, des Stoßens, Schlagens und Tretens sind sowohl der Anfang, wie auch das Ziel des Karate-do. Sie lassen sich zwar im Laufe von ein paar Monaten halbwegs lernen, aber um sie vollkommen zu meistern, reicht oft ein ganzes Leben nicht aus.

Der Lernende muß regelmäßig üben und vollste Konzentration und Anstrengung für jede einzelne Bewegung aufwenden. Der Körper muß sich als Ganzes bewegen. Selbst wenn nur ein Finger einer Technik (Ippon-Nukite) das Ziel berührt, steckt stets die Kraft des gesamten Körpers und nicht nur die des einzelnen Körperteiles hinter der Technik.

Im Kihon müssen wir unseren Körper trainieren und stärken, um für den Ernstfall bereit zu sein!

Kata

Kata bedeutet wörtlich "festgelegte Form".

Rein Äußerlich ist die Kata eine Aneinanderreihung von Techniken des Karate-do. Es wäre aber eine bodenlose Degradierung, die Kata nur unter diesem Aspekt zu sehen, denn in Wirklichkeit ist Kata ein Kampf gegen mehrere imaginäre Gegner.

Gegenwärtig kennt man ca. 50 Katas in den verschiedenen Karate-Stilrichtungen, manche von ihnen sind seit über Hunderten von Jahren bekannt und überliefert, andere hingegen wurden erst in jüngerer Zeit entwickelt. Charakteristiken, die jedoch allen Katas gemein sind:

  • Jede Technik und jede Bewegung einer Kata ist in ihrer Reihenfolge und Richtung genau festgelegt
  • Jede Kata beginnt mit einer Abwehrtechnik.
    Diese Tatsache zeigt uns den defensiven Charakter dieser Kampfkunst (ein altes japanisches Sprichwort besagt: Karate ni sente na shi = im Karate gibt es kein Zuvorkommen, d. h. es gibt keinen ersten Angriff im Karate)
  • Jede Kata beginnt und endet, ungeachtet ihrer vielen Bewegungen, am selben Punkt

Bei den Kata werden sowohl Geist wie Körper trainiert. In der Ausführung einer Kata sollte der Karateka Selbstvertrauen und Bestimmtheit, aber auch Höflichkeit und Bescheidenheit zeigen und damit diszipliniert Körper und Geist zu einer Einheit vereinen.

Gichin Funakoshi sagte oft zu seinen Schülern: "Ohne Höflichkeit geht der Geist des Karate verloren". In der Kata werden uns auch Kampferfahrungen der alten Meister übermittelt, und die gilt es zu verstehen!!

Wie schon Funakoshi sagte: "Übe die Kata korrekt, im echten Kampf ist das eine andere Sache!" 

Kumite

Kumite ist nach Kihon und Kata die dritte wichtige Säule des Karate.

Kumite wird oft mit Kampf übersetzt, sollte aber als " Technik der Bewegung" verstanden werden. Kumite ist keine streitbare Auseinandersetzung zur Feststellung der Stärken, sondern sollte vielmehr als Chance gesehen werden, durch das gemeinsame Training mit dem Partner mit dem eigenen Ich ins Reine zu kommen.

Viele "Karatekas" neigen dazu, ohne ausgedehntes Studium der Grundtechniken und der Kata zu früh mit dem Kumite anzufangen, was dazu führt, dass es ein sinnloses Umherwirbeln der Arme und Beine wird, ohne solide Grundlagen, was wiederum zu unnötigen Verletzungen führt.

Das soll aber nicht heißen, daß Kumite unwichtiger sei als Kata oder Kihon, ganz im Gegenteil, Karate ist und bleibt eine Kampfkunst, und deshalb können wir nur durch Übungen mit einem Partner ein volles Verständnis für unsere Karatetechniken, für den korrekten Abstand, das Timing und viele andere unumgänglichen Feinheiten des Karate bekommen, um uns im Ernstfall auch verteidigen zu können.

Karatestile

Es gibt 4 verschiedene Karatestile. Wir betreiben den Shotokan-Stil.

Shotokan (Haus des Shoto)

Merkmale

Die Hauptmerkmale des Shotokan Stils sind die tiefen Stellungen gepaart mit den kraftvollen Techniken.
Weiters wird besonderer Wert auf die Dehnung gelegt, um eine höhere Reichweite bzw. Agilität zu erreichen. Jede Shotokan Technik kann sowohl zum Angriff, als auch zur Verteidigung eingesetzt werden. Die Initiative bei Stellungänderungen geht beim Shotokan vom hinteren Fuß aus, nicht wie z. B. im Goju Ryu.
Trefferzonen der Shotokan Techniken sind die Körpermitte bzw. der Solorplexus, bis hin zu den Genitalien.

Geschichte

Gründer des Shotokan Stils war Gichin Funakoshi, welcher 1868 auf Okinawa geboren wurde. Sein Spitzname war Shoto, was soviel heißt wie Pinnienrauschen. Seinen Spitznamen hat man auf seinen Stil übertragen. Shotokan heißt also soviel wie Haus des Shoto. Mit der Zeit entwickelte, sowohl sein Schüler, als auch sein Sohn, zusätzliche Techniken, die in das Shotokan aufgenommen wurden. Mit der wachsenden Beliebtheit des Karate, wurde als erstes die JKA (Japanese Karate Association) gegründet und etwas später 1989 die WKSA.

 

Goju Ryu (Harter und weicher Stil)

Merkmale

Dem Goju Ryu Stil merkt man viele Element des chinesischen Boxen an.
Charakteristisch für das Goju Ryu sind die höheren Stellungen (anders wie im Shotokan Stil) und die „runderen“ Bewegungen.

Geschichte

Goju Ryu hat eine weitreichende Geschichte, welche zu lang wäre, um sie hier zu erwähnen.
Soviel ist jedoch zu sagen, dass Goju Ryu mit der Geschichte Japans, Chinas und Ryukyu eng verbunden ist

 

Shito Ryu („Schule von Ti und To“)

Merkmale

Das Shito Ryu verbindet sowohl das Shorin, als auch das Shorei Ryu, beides Vorläufer des Karate.
Es gibt also eine Vielzahl an Techniken, welche für unterschiedliche Personen geeignet sind. Shorin Ryu Elemente beispielsweise für eher kleingewachsene Leute und Shorei Ryu für kräftigere großgewachsene Personen. Im Shito Ryu werden besondere Katas geübt, deren Ursprung im chinesischen Quanfa liegen.

Geschichte

Der Grund warum beide alten Stile hier zusammenkommen ist ein einfacher. Der Gründer des Shito, Ryu Kenwa Mabuni, hatte nämlich zwei Meister: Itosu Yasutsune und Higashionna Kanryo.

 

Wado – Ryu („der Weg des Friedens“)

Merkmale

Die Bewegungen sind kürzer und die Stellungen kleiner, als in anderen Stilen. Die Katas stehen im starken Kontrast zum eher körperbetonten Shotokan. Die Techniken sind ökonimisch und verlieren dabei jedoch nicht an Wirksamkeit. Das Hauptziel des Wado Ryu ist es, aus der Trefferzone zu kommen und das möglichst ohne Aufwand, und sei es nur durch eine Drehung der Hüfte.

Geschichte

Im Wado Ryu finden sich sowohl Techniken des Karate, welches von Gichin Funakoshi gelehrt wurde
als auch Jiu Jitsu Elemente. Beide Teile wurden von Prof. Hironori Ōtsuka zusammengeführt. Am 1. April 1939 wurde das Wado Ryu offiziell als Karate Stil anerkannt und registriert.

 Gürtelsystem

Im Shotokan-Karate gibt es eine Einteilung von 9 Schülergraden (Kyu) und 10 Meistergraden (Dan).  Die Schülergrade werden mit unterschiedlichen Gürtelfarben unterschieden, für die Kindertrainingsgruppen gibt es zudem noch Zwischenprüfungen (z.B. gelb/weiß).

Schülergrade (KYU)

Unterstufe

9. Kyu (Kukyu) - weißer Gürtel (Shiro-Obi)

8. Kyu (Hachikyu) - gelber Gürtel (Kiiro-Obi)

7. Kyu (Shichikyu) - oranger Gürtel (Daidaiiro-Obi)

 

Mittelstufe

6. Kyu (Rokukyu) - grüner Gürtel (Midori-Obi)

5. Kyu (Gokyu) - blauer Gürtel (Aori-Obi)

4. Kyu (Yonkyu) violetter Gürtel (Aori-Obi)

 

Oberstufe

3. Kyu (Gokyu) - brauner Gürtel (Chairo-Obi)

2. Kyu (Nikyu) - braunerr Gürtel (Chairo-Obi)

1. Kyu (Ikkyu) - brauner Gürtel (Chairo-Obi)

Meistergrade (DAN) - Schwarzgurt

 

  1. DAN (Shodan)

  2. DAN (Nidan)

  3. DAN(Sandan)

  4. DAN (Yondan)

  5. DAN (Godan)

  6. DAN (Rokkudan)

  7. DAN (Shichidan)

  8. DAN (Hachidan)

  9. DAN (Kudan)

10. DAN (Judan)

Verhaltensregeln

5 Regeln des Dojo-Kun

Dies sind die überlieferten Regeln nach denen jeder Karateka handeln soll, sowohl während des Trainings, als auch nach dem Training - im täglichen Leben.

Dieser Verhaltencodex beinhaltet fünf Regeln: alle Regeln sind gleich wichtig! (daher beginnen sie alle mit „hitotsu“).


hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomuru koto
Nach der Vollendung der Persönlichkeit/ des Charakters streben

hitotsu, makoto no michi o mamoru koto
Aufrichtigkeit und Treue sich selbst und anderen gegenüber

hitotsu, doryoku no seishin o yashinau koto
Das Beste geben bei allem, was man tut

hitotsu, reigi o omonzuru koto
Respekt gegenüber anderen

hitotsu, kekki no yu o imashimuru koto
Verzicht auf Gewalt durch eine friedvolle Grundhaltung

Neben diesen fünf Regeln gibt es noch die zwanzig Regeln des Gichin Funakoshi. Eine treffende Übersetzung ins Deutsche ist sehr schwer, da es für viele zentrale japanische Leitbegriffe keine adäquate deutsche Übersetzung gibt.

Die 20 Regeln von Gichin Funakoshi

  1. Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.
    karate wa rei ni hajimari rei ni owaru koto o wasuru na

  2. Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.
    karate ni sente nashi

  3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
    karate wa gi no tasuke

  4. Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen.
    mazu jiko o shire shikoshite hoka o shire

  5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
    gijutsu yori shinjutsu

  6. Es geht einzig darum, den Geist zu befreien.
    kokoro wa hanatan koto o yōsu

  7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.
    wazawai wa ketai ni shōzu

  8. Denke nicht, dass Karate nur im Dojo stattfindet.
    dōjō nomi no karate to omou na

  9. Karate üben heißt, ein Leben lang arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen.
    karate no shūgyō wa isshō dearu

  10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen.
    arayuru mono o karate kase soko ni myōmi ari

  11. Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hältst.
    karate wa yu no gotoku taezu netsu o ataezareba moto no mizu ni kaeru

  12. Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.
    katsu kangae wa motsu na, makenu kangae wa hitsuyō

  13. Wandle dich abhängig vom Gegner.
    teki ni yotte tenka seyo

  14. Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht-Treffens ab.
    ikusa wa kyojitsu no sōjū ikan ni ari

  15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
    hito no teashi o ken to omoe

  16. Sobald man vor die Tür tritt, findet man eine Vielzahl von Feinden vor.
    danshimon o izureba hyakuman no teki ari

  17. Feste Stellungen gibt es für Anfänger, später bewege man sich natürlich.
    kamae wa shoshinsha ni, ato wa shizentai

  18. Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil.
    kata wa tadashiku, jissen wa betsu mono

  19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
    chikara no kyōjaku, karada no shinshuku, waza no kankyū o wasuru na

  20. Denke immer nach und versuche dich ständig an Neuem.
    tsune ni shinen kufū seyo